Veränderungsarbeit
Veränderungen sind in Beratung oft positiv besetzt. Sie sind erwünscht, es soll sich zum besseren verändern, es darf sich leichter anfühlen und so weiter. Die Vorstellung, dass sich etwas verändern könnte und sich anders anfühlen könnte, kann sehr motivierend sein!
Ein wichtiger Aspekt, der dabei manchmal etwas in den Hintergrund gerät, ist, dass Veränderung mit Arbeit und Unsicherheit verbunden sind. Veränderungen, ob in Gedanken oder im körperlichen Tun, brauchen Zeit und ein ziemlich großes Engagement (groß, weil über meist über einen längeren Zeitraum und groß, weil oft viel mehr damit verbunden ist, als es auf den ersten Blick scheint). Es ist hilfreich, sich darüber Gedanken zu machen, ob im Moment Energie, Zeit und Raum für diese Arbeit zur Verfügung stehen. Oder eben nicht. Und Arbeit bedeutet dann unter anderem, dass es anstrengend sein kann, dass es möglicherweise erst einmal Überwindung kostet, dass etwas geübt werden muss, um etwas anderes zu erreichen, dass andere Dinge zurückstecken müssen, dass man Zeit zum Verinnerlichen braucht...
Unsicherheit kommt dann auf, wenn ich gewohnte, vertraute Pfade verlasse. Und auch das kostet dann Kraft. Aushalten, dass es sich ungewohnt anfühlt. Aushalten, dass ein Übergang stattfindet. Aushalten, dass es noch ungewiss ist, wie sich das neue anfühlen wird.
Diese zwei Aspekte dürfen auch bedacht werden, wenn man über Veränderung nachdenkt. Es ist völlig in Ordnung, keine Veränderung anzustreben, weil vielleicht gerade andere Dinge noch wichtiger sind oder die Lebenssituation im Moment zu fordernd ist. Oder es im Moment eher lebbar erscheint, es erst einmal so zu lassen, wie es gerade ist.